1.FC Langengeschichte
Vereinsgeschichte
Retrospektive auf die Gründungsphase (1901-1903)
Die von der Stadt Langen 1985 herausgegebene „Chronik der Vereine“ fasst die Gründungsphase des 1. FC Langen in wenigen Sätzen zusammen:
1901 traten die Langener Fußballer als Mitglieder des „Fußballclub 1901“ erstmals in Aktion. Gründungsmitglieder waren: Martin Görich, Otto Kreutzer, Georg Berle, Heinrich Clarius, Heinrich Werner, Christian Werner und August Freitag. Zum 1. Vorsitzenden hatten die Aktiven des „Fußballclub 1901“ Bernhard Kahn gewählt.
Später gab der 1901 gegründete Fußballclub wieder seine Eigenständigkeit auf und schloss sich 1903 als Fußball-Abteilung dem Turnverein-Vorwärts (TVV) Langen an. Nicht nur Fußball wurde gespielt, sondern auch Leichtathletik wurde von den Fußballern betrieben. Gegen Ende des Jahres 1903 machte sich aber wieder die Fußballabteilung vom TV „Vorwärts“ unabhängig und spielte dann unter dem heutigen Namen „Fußball-Club 03“.
Diese knappe Darstellung war Anlass, in der Festbroschüre des Jahres 2003 den Versuch zu unternehmen, aufgrund der Wiedergabe authentischer Auszüge aus dem „Langener Wochenblatt“ – Anzeiger für Langen und Umgebung – die Gründungsphase der Jahre 1901 bis 1903 unseres Vereins zu erhellen und dem Leser in sicherlich nicht alltäglicher Weise näher zu bringen. Ergänzt durch die Schilderung des Lokalkolorits, ausgewählter im Langener Wochenblatt erschienener Inserate und mehrerer von unserem Vereinsmitglied Hans-Eduard Dietzel in humorvolle Verse gekleideter Beiträge soll das Experiment unternommen werden, ein Hauch der damaligen Sprache und des Zeitgeistes in unsere heutige Zeit zu vermitteln.
Ganz besonderer Dank gilt Frau Gerda Werner – Urenkelin des Herausgebers des Langener Wochenblattes, Herrn Georg Heinrich Wilhelm Werner. Frau Werner hat die in ihrem Privatbesitz befindlichen Ausgaben der Zeitung dem Verein für die Herausgabe der Festbroschüre zur Verfügung gestellt und durch ihre Mitarbeit erst die Veröffentlichung dieses Beitrages ermöglicht.
Aus der Vielzahl der in den Jahren 1901 bis 1903 im „Langener Wochenblatt“ über den Fußballclub Langen veröffentlichten Artikel wurden nur diejenigen in diese Festschrift aufgenommen, die einen historischen Bezug zur Gründung des Vereins haben oder beim Lesen der Sportberichte zum Schmunzeln Anlass geben. Die in der damaligen Sprache erschienenen Zeitungsartikel sollen dem Leser aber auch einmal dazu anregen, Vergleiche zu heutigen Fußballbegriffen zu ziehen.
Worte wie Ankick, feindliches Thor, at side, half time, Gral, Scoren/Scor, Theil der Spieler, Goal/Goalzahl, Halfs, Break waren damals aktuell und sind heute fast ausschließlich durch andere Bezeichnungen ersetzt. Aber mit dem 19.20 Begriff „Goal-Keeper“ kann auch im Jahre 2003 noch jeder Fußballkenner etwas anfangen. Wie könnte es im Langen des Jahres 1900 ausgesehen haben?
Nachdem Langen aus Anlass der Einweihung der neuerbauten evangelischen Kirche am 26. August 1883 durch Urkunde Großherzogs Ludwig IV. zur Stadt erhoben worden war, entwickelte sich die Einwohnerzahl konstant und betrug um 1900 immerhin schon 5632 Personen. Wie jede Stadt, verfügte auch Langen über eine Reihe von Persönlichkeiten und Originale, die ortsbekannt waren. Hierzu gehörten u.a. Bürgermeister Metzger, Gerichtsvollzieher Gunschmann, Oberförster Klump, Briefträger Jahn, Polizeidiener Werner I. und Werner II., Feldschützen Bär, Breidert, Dröll, Stadtrechner Schroth, Pfarrer Wahl, Volksschullehrer: Oberlehrer Eisenhardt, Clarius, Gebhardt, Höhere Bürgerschule: Dr. Schütz, H. Erckmann, Handwerkerschule: Herren Munz und Sittmann, Hebamme Frau Konrad, Tanzschule Schlerf, Apotheker Münch. Aufgrund der im Adressbuch der Stadt Langen von 1900 veröffentlichten Inserate, verfügte die Stadt Langen zu diesem Zeitpunkt bereits über eine bemerkenswerte Infrastruktur, vertreten durch zahlreiche Handwerker, kleinere Unternehmen und Geschäfte, von denen einige hier beispielhaft aufgeführt werden: Colonialwaren Beck & Steingoetter, Modewaren Leopold Bauer, Zigarren Karl Stubenvoll, Schuhwaren Ferdinand Simon, Kelterei A. Anthes, Wurstfabrik G. Luft, Scherer-Cognac, Sektkellerei Hartmann, Herrenschneider Schweinhardt, Holz & Kohlen M. Strauß, Photograph Oppenländer, Handelsgärtnerei Ph. H. Steitz, Weine J. Schloss, Buchbinderei Schulbücher Neukirch, Zahntechniker Schulz, Möbel Bärenz, Eisenwaren Carl Block, Weine S. Bing Nachf.
Und was wäre eine Stadt ohne Gaststätten und Wirtshäuser. Das Adressbuch der Stadt Langen von 1900 weist alleine 41 dieser beliebten Treffpunkte aus. Hierzu gehörten Gaststätten, deren Namen auch noch heute unseren älteren Langener Mitbürgern vertraut sind: Zur Sonne, Goldener Löwe, Stadt Langen, Zum Schützenhof, Rebenstock Stadt Hamburg, Frankfurter Hof, Luthereiche, Darmstädter Hof, Traube, Westendhalle, Krone, Lindenfels, Lämmchen, Bierhalle, Deutscher Kaiser.
Zum ersten mal konnte die Langener Bevölkerung – sicherlich mit Erstaunen – in der Ausgabe des „Langener Wochenblattes“ vom 27.März 1901 mit einer Auflagenhöhe von 2800 Exemplaren, von dem mit den Initialen B.K. versehenen Aufruf zur Gründung des Vereins lesen: Zielsetzung des Vereins sollte es sein „einen Verein zu gründen, um einem gesunden Sporte, dem Fußballsporte zu huldigen“..Und so könnte dieser Zeitungsmeldung von Einheimischen in einer Langener Gaststätte am Stammtisch fachkundig diskutiert worden sein:
- Also woaste, seid mer vor baal 20 Joar Stadt worn sin, gibt’s werklisch jed Joar was Neues. Erst woars de Rauchclub im Schützehof, dann ham mer schun 2 Radfahr-Vereine, en Stenographe-Verein, es Casino im Adler und en Fremdeverein – der is sicher for die Egelsbächer, die wo nach Lange komme dun.
- Awwer woaste, was die jetz mache, jetz wolle se Fußball spiele
- In Hanau mache ses schun seit 1893, in Darmstadt aach seit 3 Joar, in Frankfurt de FSV und die Eintracht seit 1899 un in Offebach solls jetz aach Kickers gewe. Un mir in Lange richte uns nadierlich nur nach de Großstädte!
- Haste des im Wocheblättche gelese: Gründungsmeldung
- B.K. steht drunner
- Woaste dann, wer des is?
- Ei dem Metzger Kahn am Ludwigsplatz sein Bernhard. Der hat bei seiner Lehr in Frankfurt sicher aach des Kicke gelernt un jetz will er hier mit de annern Buwe sonntags kicke.
- Turnvereine gibt’s ja schun e paar hier, aber die Buwe wolle lieber mit dem Ball spiele.
- Die treffe sich im „Kühle Grund“ – wo is dann des?
- In der Sterzbachstraß beim Ewald Werner III.
- Im Adler odder in de Kron, da gehe die ältere Herrschafte hie, da wolle se sicher kaa F ußballbuwe hawwe.
- Nor gud, des mer schun e paar Joar des Krankehaus hawwe, wenn die sich Löcher in de Kopp schieße, odder sie misse sich vom Dr. Fürst verbinne lasse.
- Die reichste Leut wern ja net mitspiele.
- Ei un wer is des? De Scherer und de Apotheker Münch un de Steingötter in de Rheinstraß
- Iwwer 100 Fahrräder gibt’s jetz schun in Lange, des dät doch lange, um sich die Knoche zu breche.
- For de Mädscher wärs sowieso schenner, wenn die Buwe in die Danzschul ginge zum Schlerf.
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